Ich wurde 1968 im schönen Schleswig an der Schlei geboren, bin dort zur Schule gegangen und habe an der Domschule mein Abitur gemacht. Nach der Schule wusste ich lange Zeit nicht, wie mein Leben gestalten. Ich habe angefangen in Trier Politikwissenschaften und Japanologie zu studieren, hatte den Wunsch in den diplomatischen Dienst zu gehen, die Welt zu verbessern, aber alles kam ganz anders.
Neben meinem Studium habe ich Turnschuhe verkauft und mich verstrickt in eine ziemlich komplizierte Beziehung widergefunden. Immerhin. Einen Schein hab ich gemacht an der Uni. Irgendetwas über Henry Thoreaux und die Gründung der amerikanischen Verfassung… Nix hat wirklich geklappt und ich habe mich einfach fehl amPlatz gefühlt. Wer auch immer mir diesen Floh ins Ohr gesetzt hat… Ich schloss einen Schwesternhelferinnen-Kurs bei den Johannitern an, arbeitete auf einer Gyn und einer Langzeit-Intensivstation der Neurochirurgen. My Lord. Hatte ich Angst vor den Patienten und den Schwestern. Und ich war immer in den leitenden Oberarzt verliebt. Schmachtend und aus sicherer Entfernung. Kleine Maus, die ich war. Wieso wollte eigentlich ausgerechnet ich Arzt werden?! Damals gab es noch die Möglichkeit, den Medizinertest zu machen, um an einen Studienplatz zu gelangen. Mit meinem Abidurchschnitt hätte ich sicher ein paar Jahre darauf gewartet… Und da saß ich nun. Das erste mal in meinem Leben wollte ich etwas wirklich! Musste mich wirklich anstrengen. Und habe so viele Punkte im Multiple Choice erkreuzt, dass ich sofort mein Medizinstudium beginnen konnte. Mit einem kleinen Umweg sogar in Berlin, genau da wollte ich hin!
Die studienzeit verlief weitestgehend undramatisch- wenn man von dem einen oder anderen ernsthaften Liebeskummer mal absieht. Einmal bin ich durch Biochemie gefallen, habe aber alles so gut aufgeholt, daß ich eine Stelle als Biochemie-Tutorin bekam. So wirklich interessiert hat mich das Ganze nicht, ich war aber schlau genug immer durchzukommen. Und damit meist sogar schneller als meine Freundinnen. Ich allerdings habe mich nicht für besonders begabt gehalten. Nur die Gyn-Vorlesung. Die hatte was. Mein Praktisches Jahr hab ich in Berlin gemacht, in Bern und auf Trinidad und Tobago. Wollte auch mal was spannendes sehen. Nach dem zweiten Staatsexamen hat mir eine bemerkenswerte Bank für angehende Mediziner einen Kredit gegeben. Ich habe mir einen Tag später einen Flug nach Los Angeles gebucht, Freunde besucht, mir San Franzisco, die mexikanische Grenze und den Grand Canyon angeschaut. An dem Kredit hätte ich noch ziemlich lange meine Freude mit meinem Minigehalt als Ärztin im Praktikum, aber es hat mir keinen Tag leid getan! Danach dachte ich dann, ich möchte auch so einen Doktortitel und das war eine glatte Katastrophe. Die Charité in Berlin. Mein Doktorvater, alter Ostberliner kurz vorm emeritieren… am Ende hab ich dann doch verstanden, worüber ich geschrieben habe. Ich war lost. Completely lost. Allein und hilflos bin ich durch den Akademikerhimmel gewabert. Schade! Aber heute bin ich Dr. med. und um diese Erfahrung reicher.